„Firnis“ nennt Christopher es, wenn Räume auf diese Art immer und immer wieder neue, feine „Überzüge“ erhalten, durch alles, was in ihnen entsteht, mit ihnen passiert. Das hinterlässt Spuren, die man sieht, wenn man genau hinsieht, und die man vielleicht sogar spürt, wenn man ihnen nachspürt. „Hier, in diesem Raum, in dem wir beide gerade sitzen, entstand 2001 die Musik für den Film ‚Halbe Treppe‘. Genau hier saßen wir zusammen, spielten, kreierten und nahmen die Musik auf.“ Bekanntermaßen war es der Film von Andreas Dresen, der Kritiker wie Publikum gleichermaßen verzückte, zu dem die 17 Hippies nicht nur die komplette Musik beisteuerten sondern in dem sie im doppelten Sinne mit-„spielten“. Ihre geradezu kongeniale musikalische „Hintermalung“ der Handlung – mit jeder weiteren Szene in dem zentralen Ort des Films, dem Imbiss auf der halben Treppe, kamen weitere Musiker, mehr Klang und mehr Dynamik hinzu – brachte der Band viel Sympathien und große Aufmerksamkeit.

Zu diesem Zeitpunkt gibt es die 17 Hippies bereits über fünf Jahre, und sie haben sich zumindest in Berlin schon einen Namen gemacht, mit unglaublich vielen Konzerten, aber auch mit kooperativen Musik- und Kulturveranstaltungen. Während dieser Jahre ergibt sich dann auch der Bezug zur Kulturbrauerei, erzählt Blenkinsop: „Wir, also die ersten Mitglieder der Band, gehörten damals zu den Leuten aus Westberlin, die sich nach der Wende sagten, ‚Wow, jetzt können wir zu relativ geringen Umzugskosten eine neue Stadt entdecken‘, nämlich Ostberlin. Also zogen einige von uns in diese Gegend hier, mehr oder weniger zufällig ziemlich nah beieinander, in fußläufigen Entfernungen. Und dann lernte ich hier auf dem Gelände die Leute vom Musikszene e.V. kennen, die mit viel Kraft und ABM-Stellen enorm was auf die Beine stellten. Trotz deren Bemühungen standen hier aber wahnsinnig viele Räume leer, es war ja noch vor dem großen Umbau.“
Daraus ergeben sich für viele Kulturschaffende zahlreiche Möglichkeiten, die zwar nicht immer ohne Herausforderungen waren, aber die verlockenden und vielzitierten ‚Freiräume‘ bieten.
„Was heute das Panda-Theater ist, das war damals einfach nur ein vollgestellter Raum. Wir haben den Müll rausgetragen, irgendwelche geschenkten Kühlschränke hingestellt und kleine Veranstaltungen gemacht, später auch im Kesselhaus. Viele Konzerte, aber auch so gemischte Abende. Einmal lobten wir den ‚Goethe-Brecht-Preis‘ aus: Ein befreundeter Schauspieler rezitierte Texte von Brecht und Goethe und wir spielten dazu Musik. Also, das machten ein paar, die gleichzeitig bei den 17 Hippies mitspielten, das lief so parallel. Jedenfalls war es hier in der Kulturbrauerei wahnsinnig lebendig, es ist viel passiert und das lockte immer mehr Leute an.“

In dieser Phase entstehen in der Kulturbrauerei viele Projekte, die sich für eine gewisse Zeit verstetigen oder sogar bis heute halten. Darunter das Theater RambaZamba, die Literaturwerkstatt, das Russische Kammertheater, die Musikschule TonArt, die Theaterschule Goldoni, aber auch der Frannz-Club und manches mehr. Es brodelte regelrecht in den Kulturküchen mitten in der alten Brauerei, mitten in Prenzlauer Berg, in dem Neugierige und Lebensfreudige auf Alteingesessene und Missmutige stoßen, wo Menschen, Verkehr, Betriebsamkeit und Unruhe sich addieren zum Lebensgefühl, in einer Stadt zu wohnen, einer Großstadt, womöglich. Und mitten drin die 17 Hippies, die aus dieser quirligen Aufbruchskultur den Nektar für ihre Musik ziehen. Oder weshalb klingen die 17 Hippies so vielfältig, so „metropolitanisch“?