Von einem der auszog, die Bühnen der Welt zu erobern

Maik M. Paulsen treffe ich in einem Café im Bötzowkiez. Ruhig und entspannt sitzt er da, fast unbeweglich, nur ein Kartenspiel rast durch seine rechte Hand. Die Karten werden neu gemischt. Fasziniert starre ich auf die Hand und es dauert, bis ich mich losreißen kann. „Training“, sagt er, „ich brauche das täglich, ich brauche das immer.

 

Maik M. Paulsen kommt aus einem kleinen Dorf in Niedersachsen kurz vor Hamburg. Nicht gerade die große weite Welt. Da ihn die Liebe zum Jonglieren und zur Artistik schon früh übermannte, lag nichts näher als das Weite zu suchen. Vorher aber musste es eine Ausbildung sein, die Eltern waren daran nicht ganz unschuldig. So kam es, dass sich Maik M. Paulsen zum Friseur ausbilden ließ. Warum? Es gab kaum etwas anderes. Völlig klar war für ihn, am letzten Tag der Ausbildung das kleine Dorf in Niedersachsen mit seinem Koffer zu verlassen und nach Berlin aufzubrechen.

Er schrieb sich an der Staatlichen Artistenschule Berlin ein und bezog ein Zimmer in einer Artisten-WG. Er saugte die große Stadt auf und die vielfältigen Gespräche. Er entwickelte Ideen und veränderte sich. Doch schnell merkte er, dass das Jonglieren auf einer großen Bühne, weit ab vom Publikum und ohne Möglichkeit des direkten Kontaktes mit den Menschen, noch immer nicht alles gewesen sein konnte.

Die Close-Up-Zauberei hingegen faszinierte ihn. Sie findet direkt beim Zuschauer statt, mehr Kontakt geht nicht. Also kaufte er sich ein Kartenspiel, suchte sich Lehrer und trainierte bis zur Perfektion. Die Lust an der Kunst des Betrügens war geboren. Wer jemals durch Berlin gelaufen ist, einmal über die Museumsinsel oder den Kudamm, der kennt sie – die Hütchenspieler: vollendeter Betrug mit starker Anziehungskraft. Der menschliche Geist verlangt danach, das Spiel zu erfassen.

 

Maik M. Paulsen liebt es, Zuschauende und Mitspielende verblüfft zurückzulassen, zweifelnd an ihren eigenen Sinnesorganen. Was lag da näher, als auch das Hütchenspiel in das Programm aufzunehmen.

Nun könnte man meinen, das reiche, um Spaß im Leben zu haben. Doch wohin mit den 1.000 Ideen im Kopf, die ans Tageslicht möchten? Maik M. Paulsen klopft sie zunächst auf Machbarkeit ab, dann setzt er sie um. Eine dieser Ideen war, mit den jeweiligen Abschlussjahrgängen der Artistenschule auf deutschlandweite Tournee zu gehen. Zusammen mit anderen war die Idee der Absolventenshows geboren. Wer jemals versucht hat, unbekannte Künstler auf eine anerkannte Bühne zu bekommen, der weiß was Überzeugungsarbeit ist. 2005 ging es mit gleich 12 Veranstaltungen das erste Mal auf Reisen.

Heute sind die Absolventenshows fester Bestandteil auf den Bühnen Deutschlands. In 2019 liegen 45 Auftritte an 33 Standorten quer durch die Republik hinter den Artistenteams. Das bedeutet auch: Mehr als 30.000 Zuschauer wurden begeistert, über 13.000 km Fahrstrecke bewältigt und rund 380 Kugeln Eis verschlungen.Wenn ihr also das nächste Mal beim Friseur sitzt, schaut ein bisschen genauer hin. Vielleicht steht hinter euch ein Magier, der euch verzaubern möchte ….

© Foto: Jule Felice Frommelt

 

Der Falschspieler und die Absolventenshow

Seit 60 Jahren werden an der Staatlichen Artistenschule Berlin talentierte junge Menschen zu professionellen Artisten ausgebildet. Das Ausbildungsangebot in den verschiedensten akrobatischen und künstlerischen Disziplinen ist einmalig in Deutschland.

Seit 2004 beenden die Absolventen der Artistenschule ihre Ausbildung mit einer feierlichen Gala. Darauf aufbauend ging erstmals in der Geschichte der Schule der Absolventenjahrgang 2005 mit seiner eigenen Show „Hut ab!“ auf eine bundesweite Tournee: frisch auf dem Markt und voller Spielfreude galt es, viele Bühnen kennen zu lernen und sich und seine Darbietungen zu präsentieren.

Die folgenden Abschlussklassen taten es den Pionieren gleich und stellten sich ebenfalls auf einer mehrwöchigen Tournee dem Publikum und den Veranstaltern vor.

Maik M. Paulsen hat 2005 die Staatliche Artistenschule Berlin als Jongleur absolviert. Zusammen mit seiner Klasse hat er die Absolventenshow erfunden.

Seit 2005 ist Maik M. Paulsen Produzent und Manager dieser einmaligen Showproduktion.

Weitere Infos finden Sie unter www.falschspieler.de und www.absolventenshow.de.