Stadtimker tragen Verantwortung

Er finde es gut und wichtig, dass sich Menschen mit der Imkerei beschäftigen und verstehen, welche Rolle die Biene und das Produkt Honig in der Umwelt und dem Kreislauf des Lebens spielt. Aber man könne die Beute nicht einfach auf den Balkon stellen und die Bienen sich selbst überlassen. Auch als Hobbyimker meldet man sich beim Ordnungsamt an. Der zuständige Veterinärarzt im Bezirk hat so den Überblick über die lokalen Bienenvölker und kann wichtige Informationen an die Imker weitergeben. Dies gilt insbesondere bei dem Auftauchen von eingeschleppten Seuchen wie der Varroamilbe oder der amerikanische Faulbrut. Diese sind meldepflichtig und müssen in jedem Fall behandelt werden.

Bienen sind keine Haustiere wie Hunde, die den Halter mit einem herzigen Blick belohnen, trotzdem benötigen sie die volle Aufmerksamkeit und eine verantwortungsvolle Behandlung. Karsten schätzt, dass er etwa fünf Stunden pro Woche bei seinem Hobby verbringt. Im Frühling fliegen die Bienen aus, der Imker beobachtet ständig die Witterungsbedingungen und die Blüte. Fällt das Frühjahr gut aus, kann eine Frühtracht geerntet werden. In diesem Frühling, mit golfballgroßen Hagelkörnern und Minusgraden ist diese bei Karsten weggefallen. Im Sommer nimmt er die Völker regelmäßig in Augenschein, um Durchfallerkrankungen und andere Krankheiten an verkrüppelten Bienen, Milben oder auch dem Geruch der Brut rechtzeitig zu erkennen. Mit einer Ameisensäure-Behandlung wird einem Befall der Varroamilbe vorgebeugt.

Das große Brummen endet in den Bienenvölkern zu unterschiedlichen Zeiten, je nachdem, welchen Standort die Bienen haben. In Berlin wird oftmals Ende Juli die Ernte eingeholt, Robinienhonig wird Anfang Juli geerntet. Bis November fliegen Bienen noch aus, dann geht es ans Überwintern. Im Winter werden die Rähmchen vorbereitet, der Honig des vergangenen Sommers an Mann und Frau gebracht und Beuten vorbereitet.

Wertschätzung des Imkerberufes

Der Verkauf von Berliner Honig ist aktuell relativ einfach, denn das Stadtimkern und der Honig aus dem eigenen Kiez sind Trend. Einige Imker aus ländlicheren Gegenden und Berufsimker stehen diesem Trend kritisch gegenüber. Ein Grund könnte laut Karsten darin liegen, dass die professionelle Imkerei verwässert wird. Honig ist Honig, der Weg zu dem Naturprodukt ist das Bedeutende. Berufsimker investieren in ein professionelles Equipment, benötigen viel Fläche für die Beuten, schwere Gerätschaften, um die schweren Honigwaben zu transportieren. Nicht zuletzt kosten Zertifizierungen und Arzneimittel für die Bienengesundheit Geld. Solche Investitionen werden von Hobbyimkern nicht unbedingt getätigt, sie verkaufen ihren Honig an die Nachbarn oder verschenken ihn. „Vor allem die älteren Imker, die in den Vereinen in der Überzahl und schon in Rente sind, müssen sich um den Verkaufspreis keine Sorgen machen“, so Karsten, „sie geben den Honig einfach weg.“ Das macht es für Berufsimker schwer, einen realistischen Preis durchzusetzen. „Wer kauft denn das 500 Gramm-Glas Honig für 10 Euro, was ein guter Preis wäre“, fragt er, „das machen ein paar mit, die ein Bewusstsein dafür haben, aber für den Rest wäre das nicht möglich.“

Lasst es blühen

Die neugewonnene Popularität des Imkerns begrüßt Karsten dennoch, denn es ist für ihn an der Zeit, dass die Menschen verstehen, dass es „ohne Bienenhalter keine Bienen gibt, und ohne Bienen weder Honig noch ein funktionierendes Ökosystem“. Er würde sich freuen, wenn auch die Politik mehr dazu beitragen würde, um das Leben der Bienen und Imker zu vereinfachen. Weniger Glyphosat als Unkrautvernichtungsmittel und mehr Grünstreifen in der Innenstadt aufblühen zu lassen, bevor sie gemäht werden, das wären erste Ansätze. „Anstatt Platanen in der Stadt zu pflanzen, die keinen Wert für Bienen haben, könnten Rosskastanien eingesetzt werden“, so Karsten. Einer der größten Feinde der Bienen sind Pflanzengifte. Die Berliner Stadtreinigung hat Anfang des Jahres verkündet, zukünftig auf Glyphosat verzichten zu wollen, auch für die Bienengesundheit. Die Deutsche Bahn setzt Glyphosat hingegen weiterhin in den Gleisbetten als Pflanzengift ein, so auch auf dem Berliner S-Bahn-Streckennetz. „Der Mensch muss sich vom Schädling wieder zu einem Nützling zurückentwickeln“, so Karsten. Im Kleinen kann jeder damit beginnen, und dabei das große Ganze vor Augen haben.

Was Du für Bienen tun kannst:

1) Support your local Imker: Es gibt eine große Anzahl an Berliner Imker, die auch leckeren Honig in Bio-Qualität anbieten. Wenn du wissen willst, woher dein Honig stammt, wähle den aus der Nachbarschaft.
2) Meide Honig von der Stange: Kaufst du auch das 500 gr-Glas Honig aus dem Supermarkt? Realisiere, dass die günstigen Honigprodukte die Arbeit eines jeden Imkers nicht wertschätzen.
3) Sei ein umweltbewusster Gärtner: Ob Du im Kleingarten oder auf dem Balkon gärtnerst, vermeide Hybridkulturen und pflanze nützliche, einheimische Pflanzen. Lies das Kleingedruckte, wenn du zur Schädlingsbekämpfung Insektizide und andere Mittel einsetzt. Im besten Fall: Lass sie einfach weg.

Links:
http://beutenkarl.de
http://imkerverband-berlin.de
http://www.imkerverein-langstroth-berlin.de (Aubiz)