Die 17 Hippies sind in Deutschland und international erfolgreich, ihre ebenso eigentümliche wie ansteckende Melange-Musik findet seit zwei Jahrzehnten ein großes Publikum. Fast genau so lange hat die Band, die mit eigener Produktionsfirma und eigenem Musikverlag unabhängig agiert, ihren Proberaum und ihr Büro mitten in der Kulturbrauerei in Prenzlberg. Wie sie dort die kulturellen Aufbruchsjahre erlebten, was der Kiez mit ihrer „städtischen Musik“ zu tun hat und warum sie trotz der Kommerzialisierung des Areals in der Kulturbrauerei geblieben sind, das erfahren wir von Mitgründer und Bandmotor Christopher Blenkinsop in einem Gespräch vor Ort.

Schon einmal traf ich die 17 Hippies zu einem Interview. Das war 2005, damals saßen wir dafür in der Kulturbrauerei, im Restaurant in der ehemaligen „Schwankhalle“. Es war ein offenes Gespräch, gleichwohl waren sie damals kurz angebunden, weil mitten in der Arbeit zu Aufnahmen und Auftritten – Aufbruchsstimmung, allenthalben. Es war die Phase, in der sie sich mit großem Fleiß ihren Ruf erspielten, eine hervorragende Band mit einem ganz eigenen, aus internationalen Volks- und Grassroots-Musiken, Rock, Chanson und Jazz melangierten Sound zu sein, ein mitreissender „Live-Act“ und ein weiteres musikalisches Phänomen aus dem prosperierenden Berlin. Bereits damals hatten die 17 Hippies ihren Probenraum in der Kulturbrauerei, waren dort ebenso fest verortet, wie regelmäßig live zu sehen.

Vergangenes Jahr feierten die 17 Hippies ihr 20-jähriges Bandjubiläum. In ihrer Bilanz stehen über 2.000 Konzerte in fast 30 Ländern. Sie traten in China, Jordanien, Israel, Spanien, Frankreich, England, Algerien, den USA auf, auch vor großem Publikum und bei renommierten Festivals. Und praktisch jedes Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr spielten – und spielen – sie im Kesselhaus der Kulturbrauerei zu ihrem jährlichen „Hippies-Haustanz“ auf. Zugleich entstanden an die 20 Alben, eine Live-DVD, drei Notenbücher, dazu weitere Bühnen- und Filmmusiken. Das alles brachte ihnen internationale Bekanntheit, ein treues Publikum und enge Verbindungen zu Musikern und Künstlern in aller Welt.
Bei allen Umtriebigkeiten und der enormen künstlerischen Größe, die sie erreichten – ihre Homebase hatten und haben die – derzeit 13 – Musikerinnen und Musiker in einer Etage in der Kulturbrauerei, und das bis heute. Wobei sie in diesen Räumen nicht nur selbst gewachsen sondern in sie regelrecht hineingewachsen sind. Dort, wo früher Umkleiden und Duschen für Saisonarbeiter der Bierbrauerei waren, bauten, installierten und gestalteten sich die Musiker sukzessive Proberaum, Aufnahmestudio, Gemeinschaftsraum und Büro. In letzterem agieren sie mit ihrer Produktionsfirma und ihrem Musikverlag. Die 17 Hippies sind im besten Sinne „independent“, also von der Musikindustrie unabhängig: sie verlegen, vertreiben und vermarkten sich in Eigenregie. Lediglich für bestimmte Aufgaben, beispielsweise Booking, Promotion oder Tourmanagement, arbeitet die Band mit Externen, etwa mit Agenturen zusammen.

Es hat sich also viel getan in den vergangenen 12 Jahren seit unserem letzten Gespräch. Diesmal empfängt mich Christopher Blenkinsop, einer der Gründer, der bis heute maßgeblich die Geschicke der Band lenkt, genau so offen und freundlich, sowie merklich entspannt. Wir nehmen Platz im ‚Wohnzimmer‘ des 17 Hippies-Refugiums – so jedenfalls kommt mir der große Empfangsraum auf Anhieb vor. Hier kann man sich auf gemütlichen Sofas flezen, ein großer Tresen strahlt Versorgungsgastlichkeit aus. An den hohen Wänden hängen jede Menge alter und neuer Fotos, Plakate, Postkarten, Sticker und noch so manches mehr aus der Bandgeschichte, woran man ständig Blicke verliert – und wohinter man endlos viele Geschichten vermutet.