Matze Knop – Mut zur Lücke

Matze Knop

Comedian Matze Knop beweist Mut zur Lücke

Fotos: Pavel Putnoki

Mit Supa Richie gelang Comedian und Imitator Matze Knop der große Wurf. Es folgten mehrere Comedylieder, die es in die deutschen Singlecharts schafften. Sein Markenzeichen sind seine Parodien, v. a. auf diverse Fußballer. Ab Herbst tourt er mit seinem neuen Programm Mut zur Lücke durch die Republik. Wir sprachen mit dem Künstler über die Entdeckung seines Talentes und sein neues Programm.

Matze Knop ist bekannt für sein Sprachtalent. Mühelos imitiert er Personen und deren Sprachduktus, besonders angetan haben es ihm die Fußballer. Kein Wunder, wurde ihm die Fußballaffinität doch familienseitig in die Wiege gelegt: Sein Vater formte als Jugendtrainer bei Borussia Lippstadt die Brüder Karl-Heinz und Michael Rummenigge. Auch sein Onkel spielte Fußball, genauso wie sein Bruder. Fast klar, dass Knop ebenfalls im Verein kickt. „In der Comedy sind die meisten von uns allein unterwegs, gerade bei Stand-up-Comedy. Unter den Fußballern sind natürlich auch ‚typische’ Individualisten, aber in erster Linie sind sie Mannschaftssportler. Ich komme mit denen sehr gut klar“, so Knop.

Die Entdeckung der inneren „Rampensau“

Sein Talent als „Rampensau“ entdeckte Knop erst später. Ihm war zwar früh seine Sportlichkeit bewusst, und er bewunderte die Menschen, die sich als Schülersprecher engagierten und dabei auch noch witzig waren, aber dass er selbst ebenfalls in erster Reihe stehen könnte, kam ihm erst einmal nicht in den Sinn. „Ich habe mir immer gern angehört, wenn jemand die Bühne gerockt hat. Auch Hollywood fand ich ungemein faszinierend. Ein gewisses Faible hatte ich wohl, sah mich da aber selbst nicht.“ Zaghafte erste Bühnenerfahrungen sammelte er als Sänger in der Schulband. Weil er in der Oberstufe nicht auch noch im Schulprojekt Fußball spielen wollte, entschied er sich für die Musik. „Die Leute hatten da alle Instrumente. Ich hatte zwar meine Gitarre mitgebracht, musste aber feststellen, dass die alle besser waren als ich. Der eine spielte super Bass, der andere spielte super Gitarre und einer hatte es beim Schlagzeug voll drauf.“ Doch eine Stelle war vakant, weil das niemand konnte: Singen. Knop ergriff die Chance. „Wir hatten insgesamt vielleicht drei Auftritte und wurden natürlich umjubelt und gefeiert“, erzählt er amüsiert.

Im Vergleich zu den meisten anderen wusste Knop in der 13. noch nicht, was er mal machen will. Letztlich erschienen ihm die Fußstapfen seines Vaters naheliegend: Industriekaufmann war der Plan, allerdings nicht sein Wunsch. „Meine Eltern haben mich glücklicherweise in Ruhe gelassen. Irgendwann sagte mein Vater trotzdem: ‚Jetzt bewirb dich mal.’ Aber ich wollte ja noch zur Bundeswehr. Es war schon sehr lustig, denn die haben gefühlt jeden genommen, der irgendwie drei Meter geradeaus humpeln konnte, und ich wurde wegen meiner Klammer mit T3 gemustert und fiel damit als Elitesoldat schon einmal raus.“ Knop bewarb sich dann um alle möglichen Ausbildungsstellen, die auf „Kaufmann“ enden: Bürokaufmann, Industriekaufmann, Bankkaufmann. Genommen wurde er letztlich als Einzelhandelskaufmann. Aber als ihm innerhalb dieses Abiturientenprogramms ein weißer Kittel und Handschuhe zugeschickt wurden, um die ersten Jahre im Supermarkt zu arbeiten, trat er wieder den Rückzug an. „Das ist nicht meine Welt“, wusste Knop, noch bevor es losging. Er machte dann ein Praktikum bei der Zeitung und landete schließlich doch bei der Bundeswehr und zwar als Pressewart. „Damals musste ich Artikel über Bundeswehr und Umwelt ausschneiden. Dafür habe ich einen eigenen Ordner angelegt. Am Ende waren zwei Artikel in diesem Ordner, und der wurde dann feierlich im Stab übergeben. Aber im Grunde war das meine erste richtige Verbindung zu den Medien“, findet er den roten Faden.

Stimmen imitierte Knop schon in Schulzeiten, doch eher zur Unterhaltung der Rückbank. Das Bewusstsein für dieses Talent kam erst durch Knops Vater, der auch als Sportreporter tätig war. „Ich habe immer versucht, das nachzumachen: ‚Gerd Rubenbauer, meine Damen und Herren, wunderschön, Rudi Völler auf der rechten Außenbahn’“. Irgendwann fing Knop an, als Moderator fürs Radio zu arbeiten. Schnell merkte er: Das ist sein Ding! „Ich war noch niemals zuvor in meinem Leben so präzise, so genau, so gewissenhaft und so motiviert, das gut zu machen“, fast wirkt er verwundert. Der Spaß, den er an seiner Arbeit fand, brachte ihn dazu, mehr als 100 Prozent zu geben – egal, um wie viel Uhr er deshalb den Feierabend einläutete.

Und dann kam Supa Richie. Die Figur des Richie brachte Knops Durchbruch. Mit ihr war er zunächst im Radio zu hören, später trat er auch im Fernsehen auf. Legendär sind jedoch seine Parodien: Kein Kliensmann, Maradona oder Ballack, kein Klopp, Matthäus und auch kein Gottschalk kommen an ihm vorbei.

Mut zur Lücke mit 75 Auftritten

Mit seinem neuen Programm Mut zur Lücke kommt Knop am 30. Oktober nach Berlin. 75 Auftritte stehen ab Herbst deutschlandweit an. „75 ist natürlich eine stattliche Zahl“, gibt Knop zu, „aber wenn man in so einer Tournee drin steckt, empfindet man das gar nicht so, weil man auch immer mal zwei, drei Tage Pause hat. Es ist durchaus anstrengend, aber ich sehe das sportlich.“ Für ihn ist es ohnehin keine Arbeit, sondern bedeutet Spaß.

Knop ist auf seinen Tourneen gern in größeren Städten, weil er da das Gefühl hat, Menschen zu kennen. Letztlich hängt die Vorliebe für Stadt oder Land aber auch von der Jahreszeit ab: „Im Sommer ist es auch in Hintertupfingen schön. Wenn ich aber im November in Bad Ümmelso bin, wo es kein Kino und nichts gibt, heißt es eben: lange schlafen, spät frühstücken, früh in der Halle sein, gut vorbereiten und hoffentlich ein gutes Catering. Die Leute vor Ort sind ja immer nett.“

Die Idee zum Programm Mut zur Lücke kam durch seine eigene Zahnlücke. „Aber ich fand das Thema auch passend für die jetzige Situation. Ich bin der Meinung, man muss sich nicht um alles kümmern, und man muss auch nicht jeden Scheiß mitmachen. Weniger ist manchmal mehr. Also einfach mal einen Brief zwei Wochen liegen lassen. Und wenn es eine Mahnung ist, die Mahngebühren nach vier Wochen so richtig aus vollem Herzen überweisen“, lacht er. Mit viel Mut zur Lücke nimmt er humorvoll die Absurditäten des Alltags unter die Lupe und scharfzüngig allerhand Promis aufs Korn. So werden ihn auch die altbewährten Figuren auf seiner Tournee begleiten.

Doch hinter einem locker wirkenden Bühnenprogramm steckt in Wahrheit harte Arbeit. Auch ein Matze Knop bereitet sich vor, damit er letztlich auf der Bühne improvisieren und überraschen kann. „Ich glaube, dass du als Künstlerin oder Künstler eine gewisse Lockerheit brauchst, auf der anderen Seite ist es genauso wie im Sport und überall sonst: Ohne den nötigen Ehrgeiz, die nötige Strebsamkeit und den Fokus wird es nichts werden. Wer nur Künstler ist um des Künstlerseins willen, der wird es wahrscheinlich schwer haben mit seinem Erfolg“, ist Knop überzeugt. Es braucht ein fixes Programm, das sitzt. Diese Vorbereitung hilft einer Künstlerin oder einem Künstler auch, sich durch schlechte oder müde Tage zu spielen. „Im besten Fall geht so ein Programm einfach am Ende auf. Auch ein guter Film ist so geschrieben, dass am Ende die Leute aus dem Kino gehen und sagen: ‚wow’. Genauso ist es mit dem Bühnenprogramm.“ Trotzdem kommt die Spontaneität bei Knop nicht zu kurz. Indem er aus dem Moment heraus mit dem Publikum interagiert und improvisiert, langweilt er auch sich selbst nicht in den 75 Shows. Um die Improvisation auf die Spitze zu treiben, wird es diesmal ein Fragenfeuerwerk geben: Das Publikum stellt Fragen an die Prominenten, die Knop parodiert. Er antwortet dann spontan. Spaß ist garantiert!

Durchstarten im Lockdown

Wegen der pandemiebedingten Auftrittspause blieb mehr Zeit, um das Programm vorzubereiten. Knop selbst hat die Coronazeit genutzt und weiterhin Gas gegeben: Er gehört zu den wenigen „Lockdown-Überlebenden“ was das Fernsehen angeht. Bei Sky erschien Matze Knops Homeoffice, was sehr erfolgreich lief. Es folgten Autokino und Biergärten-Shows. Daneben macht er Streamings für Firmen und investierte in seine Musik, für die er oft die Texte selbst schreibt: „Meine Plattenfirma ist jetzt Universal Music. Von daher muss ich sagen, dass es für mich echt gut gelaufen ist, wofür ich sehr dankbar bin.“

Viele Shows mit einem breit gefächerten Publikum

Richie war eine sehr familienaffine Figur: „Das lag daran, dass das Programm im Radio groß geworden ist und jeder in Nordrhein-Westfalen, wo es seinen Anfang nahm, das Thema aus dem Radio kannte. Die Musik war sicherlich sehr teenieaffin oder an mancher Stelle fast schon kinderaffin.“ Heute spricht Knop mit seinen Shows eine große Bandpreite an Menschen an. Von Fußballthemen rund um Ronaldo oder Ramos fühlt sich tendenziell ein jüngeres Publikum angesprochen. Das können auch Teenager sein, die das Thema aus Social Media kennen. Doch genauso sind ältere Menschen in den Shows vertreten, die „sonst vielleicht gern den Fernsehgarten schauen.“

Infobox

Ben Becker

Ben Becker ist ein Schauspieler, der seit Jahrzehnten mit seinen Liveprogrammen, Filmen und Eigeninszenierungen wie Ich, Judas und Berlin Alexanderplatz die Film- und Theaterlandschaft prägt. Er spielte bislang in über 80 Film- und Fernsehproduktionen und wirkte in vielen Theaterinszenierungen mit.

www.benbecker.de

Jens Wazel

Jens Wazel ist ein Berliner Fotograf und Videograf. Er war für Mein/4 bei einer Lesung für die Medien und bei einer Aufführung von Apokalypse im Berliner Renaissance Theater dabei.

www.jenswazelphotography.com